Blumenkinder
Blumenkinder im vierzigjährigen Jubiläumsjahr der 68er, da erwartet man Woodstock-Reminiszenzen und Hippies. Blumenkinder ist der Titel einer Ausstellung im September 2008. Er spielt mit Erwartungen, bestätigt, unterläuft und konterkariert diese aber beständig.
In der Ausstellung sind Fotos des Steinert-Schülers VA Wölfl zu sehen, der in den letzten Jahren mit seinen Avantgarde-Choreographien mit Neuer Tanz bekannt wurde. Wölfl war in Woodstock dabei, fotografierte und zeigt in Blumenkinder sein Woodstock. In der Ausstellung steht jedoch beispielsweise auch eine Modelleisenbahn-Faller-Adaption des Traums von freier Liebe: ein nur noch mit Sonnenblumen neckisch bekleidetes, ansonsten nacktes Mädchen vor einem FlowerPower-VW-Käfer.
Stef Stagel & Steffen Schlichter, Bestimmungshilfen für Albenflora
Matthias Schamp, Schampman als burryman (rechts)
Gerda Schlembach, Bouquins verts de Byfang
Jochen Leyendecker, Blatt
Blumenkinder rufen die Elfenbilder der Cicely Mary Barker vor Augen, die diese nach Kindermodellen in selbst entworfenen Kleidchen zeichnete. Diese wiederum regten die exzentrische britische Modedesignerin Zandra Rhodes zu Kollektionen an. Kleine Figuren nach Barkers Aquarellen sind in der Ausstellung zu sehen neben den bizarr wirkenden Arbeiten der Kanadierin Mary Newcomb. Sie züchtet Paprika und Auberginen in Form kleiner Fetische oder Homunculi und präsentiert diese im Wuchs an der Pflanze, subversiv in Gemüseauslagen von Supermärkten geschmuggelt oder – in der Ausstellung Blumenkinder – in Essig eingelegt.
Mary Catherine Newcombe, products of Edden
Küche im Africola-Rausch
Alltagskultur der Blumenkinder
Ruth Knecht, Stoffobjekte und Familienfotos
Helmut Dick, Salatfeld so groß wie ein Hochhaus
Puppenstube + Designklassiker Kugelsessel
Christian Paulsen, a rose ist not a rose
Die fragilen, mit gestrickten und gehäkelten Kleidern versehenen und in grotesken Szenerien arrangierten Insekten – Heuschrecken, Hummeln – der Claudia Breuer finden sich neben dem martialisch anmutenden, an studentenbewegte Vergangenheit erinnernden Pflasterstein von Wilhelm Kreimeyer. In naiv-bunten Farben läßt der Zeichentrickfilm „First there is a mountain“ von Karl-Heinz Mauermann psychedelische Phantasien ironisch gebrochen wiederauferstehen.
Claudia Breuer, o.T., Objektkästen mit Insekten
Claudia Kappenberg, The Contribution of Leaf Matter to the Mass of the Universe
Flower Fairies
Iwona Liegmann, Flower
Rolf Dennemann, Privatfotos
Alltagskultur der Blumenkinder
Karl-Heinz Mauermann, Songs for Sunshine People
Die Ausstellung Blumenkinder ist die vierte in einer Serie, die in den privaten Wohnräumen von Mauermann gezeigt wird. Hier durchdringen sich Kunst und Alltagskultur, werden längst vergangene Träume fürstlicher Wunderkammern und bürgerlicher vormusealer Sammlertätigkeit wiederbelebt. Wie in den vergangenen Ausstellungen „Tiere – eine Ausstellung in einer ehemaligen Metzgerei* aber das merkt man nicht“, „Tod – eine Ausstellung in einem ehemaligen Beerdigungsunternehmen* aber das merkt man nicht“ und „Lebensmittel Kunst“ werden wieder Haus und Hof zu Ausstellungsräumen. Blumenkinder beziehen aber natürlich den prächtigen Staudengarten mit ein, in dem der Musiker und Komponist Frank Niehusmann seine Klanginstallation „fragrance“ präsentieren wird.
Ruth Knecht, Stoffobjekte und Familienfotos (links) / VA Wölfl, Woodstock
VA Wölfl, Woodstock
Anjali Goebel, Frostkeimer II
Katja Struif, Bouquet voll Aufmerksamkeit, aus: ‚flora media‘
Bärbel Rothhaar, Vogelhäuschen, aus ‚Mustersiedlung‘
Karl-Heinz Mauermann, First there is a mountain
Zu sehen und zu hören waren die Arbeiten
von insgesamt zwanzig Künstlerinnen und Künstlern:
Claudia Breuer, Helmut Dick, Anjali Goebel, Claudia Kappenberg, Ruth Knecht, Ruppe Kosseleck, Wilhelm Kreimeyer, Jochen Leyendecker, Iwona Liegmann, Karl-Heinz Mauermann, Mary Catherine Newcomb, Frank Niehusmann, Christian Paulsen, Bärbel Rothhaar, Matthias Schamp, Gerda Schlembach, Steffen Schlichter, Stef Stagel, Katja Struif und VA Wölfl
Ruth Knecht in Blumenkleid (vorn), Matthias Schamp als burryman mit Katja Struif (rechts)
Ruppe Kosseleck, Miss Liberty als Gartenzwergsurrogat