Das Wolgawürstchen
Das Video zeigt einen Metzger, der über einen verlassenenen Hinterhof geht, von Kühlhaus zur Wurstküche, zur Räucherkammer. Er geht seinen Erinnerungen nach, betrachtet die Räume, schlägt mit dem Metzgerbeil auf den Hauklotz, betrachtet ein Familienalbum. Plötzlich kippt die Situation. Ein nacktes, rohes Brathühnchen hängt von der Decke. Er schlägt es.
Das Video endet mit einem infernalischen Gelächter. Danach die Absage: »Das Wolgawürstchen.«
Das Wolgawürstchen, Videotape, Darsteller: Andreas Kunze, 1998, 5 Min
Das Wolgawürstchen im Rahmen von: Neue Kunst im Hagenbucher, Heilbronn
BEAUTY FARM – Zur Steigerung des Befindens
Kuratoren: Matthias Schamp, Steffen Schlichter
Die Anwendungen erfolgen am SAMSTAG den 29. SEPTEMBER 2007
Das Projekt BEAUTY FARM versammelt künstlerische Arbeiten, die sich mit der Stellung des Menschen in einer beschleunigten Welt beschäftigen. Thema ist die Verortung, d. h. wie man sich des Raumes vergewissert und der Mittel, derer man sich dazu bedient: Auto, Wand, Kaugummi, Bügeleisen, Baggerschaufel etc. Die künstlerischen Beiträge sind mal hautnah dran an der Oberfläche, dann wieder weit entfernt, zoomen in die Tiefe, überstehen manchen Aufprall und klinken sich ein in Befindlichkeiten und Stimmungen. Verschiedene Medien und Techniken kommen zur Anwendung: Video, Aktion, Interaktion etc. Das Verhältnis von Körper und Raum wird mal subtil, mal forciert beleuchtet. Im Geflecht der Arbeiten scheinen Entsprechungen und Gegensätzlichkeiten auf.
Der Raum im Hagenbucher wird nach einer Zeit als Raum für Performances und Installationen seit 1999 als Kunst-Lager genutzt – wobei die Einlagerung hier nicht wie gewöhnlich im Verborgenen stattfindet, sondern als gebräuchliche, sonst latente Form von Kunstpraxis öffentlich gemacht wird. Da das Eingelagertwerden ein zeitweises Zur-Ruhe-Kommen der Dinge vom Gebrauch durch den Menschen ist, soll sich das Projekt BEAUTY FARM nicht störend auf den Gesamtraum auswirken. Vielmehr schmiegt es sich seiner Verwendung an, indem sich die Ereignisse ohne größere Eingriffe zwischen und um die eingelagerten Kunstwerke herum zutragen, die zugleich als Raumteiler fungieren. So konstituiert sich BEAUTY FARM im Matruschka-Prinzip – als Ausstellung in der Ausstellung.