Keller gefunden

 

Eine Ausstellung, die verbirgt, was sie zeigt

Eine Kunstausstellung, in der der Ausstellungsgegenstand nicht zu sehen ist, scheint ein Widerspruch in sich selbst zu sein. Aber genau das zeigt die Präsentation Keller gefunden des Stuttgarter Künstlerpaares ststs im Atelierhaus des Esseners Karl-Heinz Mauermann über ein ganzes Jahr lang.
Mauermann organisiert in seinem Haus seit 1996 regelmäßig thematische Ausstellungen, an denen sich deutschlandweit bekannte sowie internationale Künstlerinnen und Künstler beteiligen. Das Konzept besteht darin, Kunst an ungewöhnlichen Orten, in ungewöhnlichen Zusammenhängen zu zeigen. Diese Serie von Ausstellungen soll 2010 im Kulturhauptstadtjahr einen Bruch erfahren. Die Ausstellungstätigkeit ruht. Man muss nicht an der längsten Kaffeetafel der Welt sitzen. Man muss nicht die dichteste Museumslandschaft beschwören. Essen ist nicht New York. Das Ruhrgebiet ist einzigartig, ist großartig – auf seine Art.
Statt die jährliche Ausstellung vorzubereiten, sprach Mauermann das Duo ststs, Stef Stagel und Steffen Schlichter, an, die für ihre künstlerischen Einlagerungsprojekte bekannt sind. In Brüssel, Basel, Stuttgart und Berlin zeigten sie bisher Lagersituationen als Rauminstallationen. Er bat sie, in den Kellerräumen des Hauses Byfanger Straße 91 über 2010 ein solches Kunstlager aufzubauen.

Das taten sie nicht, sondern dokumentieren in ihrer Arbeit Keller gefunden den Keller, so wie er ist und wie sie ihn sehen. Es entstand eine umfangreiche Fotoarbeit, in der ein mit Dunkelheit, Dreck oder Kartoffeln assoziativ verbundener Ort unter dem künstlerischen Zugriff von ststs zu einem Ort des Glanzes und malerischen Schönheit wird. Privatheit und Öffentlichkeit, alltägliche Funktion und künstlerische Geste, Abwesenheit und Präsenz werden ineinander verschränkt erfahrbar, denn die Ausstellung verbirgt, was sie zeigt.

Der Ausstellungsort konnte vom 12.12.2009 bis zum 16.01.2011 nach Terminvereinbarung besucht werden. Das Fotobuch war dann für Besucher zu sehen – der Keller nicht.