Automaten und Halbautomaten

 

 

4/4 DIE DRITTE

Vom 3.6. bis zum 1.7. 1994 zeigt das Kunsthaus Essen die dritte jurierte Ausstellung Essener Künstler in einer Serie von vieren.
die Jury: Ute Eskildsen, Gerhard Finkh, Gerd Schütte, Herrmann Sturm

 

Angelika Held
Automaten und Halbautomaten

Zu den Arbeiten Karl-Heinz Mauermanns

Weniger der ästhetische Reiz, noch die Bearbeitung eines gegebenen Materials interessieren Karl-Heinz Mauermann. Stattdessen sind es Aphorismen, mit denen der Künstler sich auseinandersetzt und die er in eine eigene Bildsprache umwandelt. Dabei versteht sich Karl-Heinz Mauermann sowohl als bildender Künstler als auch als Sprachkünstler. Mit seiner Kunst erzählt er Geschichten, die eine eigene Realität vor Augen führen.

Alltägliche visuelle und akustische Zeichen der Medienwelt werden aufgegriffen und in einen völlig anderen Sinnzusammenhang gebracht. Vorhandene logische Zusammenhänge werden aufgelöst, neu kombiniert, neue Logismen werden geschaffen. Bildliche und sprachliche Zeichen werden einander gegenübergestellt.
Angefangen hatte er mit kleinen Heften, die satirische Ratschläge zur Verhaltensweise in bedrohlichen Lebenssituationen gaben; in den späteren Arbeiten kam das Medium Computer hinzu, mit dessen Hilfe akustische Signale umgesetzt und die surrealen Erzählungen um eine zusätzliche Ebene erweitert werden konnten. Der Computer selbst wurde als kommunizierender Apparat eingesetzt.

Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten sind selbstgebaute Maschinen, die auf einfache Art den komplizierten Mechanismus des Computers aufgreifen und den Betrachter zum aktiven Handeln auffordern. Kurze Bedienungsanleitungen beschreiben das genaue Vorgehen. Dabei wird der Ausstellungsbesucher auf sinnfälligste Logismen gestoßen, die er ohnehin schon kennt, ohne den beschriebenen Anweisungen folgen zu müssen. Die Neugierde und das innere Verlangen des Begreifenwollens treibt ihn dennoch dazu. Das letztendliche Verständnis des Funktionierens wird jedoch nicht preisgegeben. Dem Benutzer werden lediglich Schlußfolgerungen vor Augen geführt, er selber mit seiner Fähigkeit zur unendlichen Analogiebildung konfrontiert.

Karl-Heinz Mauermann spielt mit einfachen logischen Sinnzusammenhängen und setzt so die vom Betrachter geführten Analogieschlüsse auf humorvolle Weise in seinen Arbeiten um. Er schafft „Kunst für die Massen”, die jedermann ansprechen und einen spielerischen Umgang mit ihr ermöglichen. Seine Arbeiten sind keine kostbaren Kunstobjekte, die eine Distanz zwischen ihnen und dem Kunstrezipienten schaffen. Stattdessen fordern einfache Materialien wie Pappkartons oder andere Alltagsgegenstände zum aktiven Umgang mit der Kunst auf.