Ich schreibe, also bin ich
Ich schreibe, also bin ich, eine Ausstellung, konzipiert und organisiert von khm
Ich schreibe, also bin ich – Eine Ausstellung mit den Arbeiten von acht Künstlerinnen und Künstlern wurde am 21.09.2024 um 17.00 Uhr eröffnet.
Haus und Hof sind schon ab 14 UIhr geöffnet. ›Kunstspur‹ – das ist der Tag der offenen Tür in den Essener Künstlerateliers. 2024 hat EnzymKultur schon eine Reihe von Veranstaltungen im Grenzbereich von Bildender Kunst und Literatur organisiert. Jetzt geht es weiter. Erste Besucher kommen schon am frühen Nachmittag und sie stöbern in Kisten, in denen Bücher zum Mitnehmen ausliegen.
Das Konzept der hier gezeigten Ausstellungen ist, Kunst in einem alltäglichen Kontext zu zeigen; keine Galerie, sondern ein Wohnhaus, Hof und Garten sind die Orte, an denen Kunst präsentiert wird. Ein Haus, in dem eine Vielzahl von Bildern, Objekten, teilweise skurrilen Gegenständen jederzeit zu sehen sind, wird für die Dauer der Ausstellung zum Raum des Crossovers von Alltagskultur und Kunst.
In der Küche sind Fotografien von Johannes Gramm zu sehen, die er in seinem Buch ›Dinge‹ veröffentlicht hat. Zu jedem der auf den Fotos gezeigten Gegenstände hat er einen kleinen Text verfaßt.
Eine wichtige Werkgruppe in der Arbeit von Angelika Janz sind die ›Fragment-Texte‹. Einige dieser Texte sind im Empfangsraum des Hauses zu sehen, in Bücherregalen und auf der Fensterbank präsentiert.
Im gleichen Raum finden sich Bilder und Buch-Objekte von Dirk Hupe, der sich Zeit seines Lebens in seinen Arbeiten immer mit Wörtern, Buchstabenfragmenten und dem Bezug von Text und Bild beschäftigt hat.
Karl-Heinz Mauermann stellt in der Ausstellung nicht nur seinen soeben erschienenen Roman Der Nachtrabe vor, sondern zeigt auch Grafiken. In seiner Abschlußarbeit im Bereich Buchillustration hatte er vor etwa vierzig Jahren eine Serie angefertigt, in der von ihm selbst verfaßte Texte als flächige Elemente auftauchen. In den Texten werden die Geschichten der dargestellten Personen erzählt.
Die Fotografin Hanna Melnykova arbeitet seit etwa zwei Jahren mit der Schriftstellerin Vera Vorneweg in Projekten zusammen. In der Ausstellung zeigen sie eine Arbeit aus der Serie ›Schmerz und Schönheit‹. Ein analog fotografierter Frauenakt wurde mit einem Text teilweise überschrieben, der eine Geschichte von Schmerz und Verlust erzählt.
Matthias Schamp stellt die Requisiten der Kuckucks-Performance aus, die er am 7. September in Hengelo aufgeführt hat. In einem selbst hergestellten Kostüm öffnete er jeweils zur vollen Stunde das Fenster eines kleinen Hauses und rief die Zeit aus mit dem ein Wort umfassenden Text: ›Kuckuck. Kuckuck. Kuckuck. …‹
Kurze, knappe Prosatexte, auf große transparente Folien geschrieben, sind die Arbeiten, die Mira Schumann im Hofraum zeigt. Die Texte sind lesbar, werden aber durch den Lichteinfall, der auf der dahinterliegenden Wand Schattenspiele erzeugt, auch zu hochästhetischen Bildern. Versetzt der Wind die Folien noch in Bewegung, wird der Arbeit eine sehr ruhige, fast filmische Komponente hinzugefügt.
Um 17 Uhr ist es dann soweit. Eröffnung
Karl-Heinz Mauermann begrüßt die Gäste, eröffnet die Ausstellung und stellt das Programm vor.
Der Musiker und bildende Künstler Achim Zepezauer begibt sich auf eine Klangsuche zwischen tonalen und atonalen Flächen, Rhythmen, Sprachfetzen, abstrakten und konkreten Geräuschen.
Drei Lesungen folgen. Bildende Kunst. Literatur. Musik. Die Grenzbereiche zwischen den Sparten zu erforschen, zu bespielen ist das Ziel des Vereins EnzymKultur.
René Zey liest aus seinem Romanfragment ›Der Junge mit dem Radio‹. Beginnend mit einer 1953 gekauften Radiotruhe der Firma Blaupunkt erzählt er die Geschichte seiner Kindheit und Jugend über die Musik, die er gehört hat, und die Geräte, die dazu benutzt wurden.
Einen von der Idee Besessenen, das Sammeln von Pommes-Gabeln zur Wissenschaft zu erheben, stellt Matthias Schamp in einer Geschichte aus seinem Erzählband ›Zärtliche Massaker‹ vor.
Eine Premiere ist die Lesung von Karl-Heinz Mauermann. Er liest aus seinem eine Woche zuvor erschienenem Roman ›Der Nachtrabe‹. In ihm beschließt der Ich-Erzähler, einer alten, an Demenz erkrankten Frau Erinnerungen zu machen. Er erzählt skurrile, groteske Situationen, die mit schwarzem, rabenschwarzem Humor erzählt werden.
Fotos: Christian Gnass, René Zey, khm